Liebe, Verzweiflung, Trauer, Krankheit, Tod – Thomas Manns Zauberberg-Kulisse
1924 erschien Thomas Manns Roman Der Zauberberg. Die Geschichte des jungen Hamburger Schiffbauingenieurs Hans Castorp, der für drei Wochen zur Erholung in ein Schweizer Sanatorium fährt – um am Ende sieben Jahre zu bleiben – wurde unter dem Titel Magic Mountain zum Weltbestseller. Nationalismus, Hassreden, Kriege und Wirtschaftskrisen: Der Roman, der kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs spielt, weist auch hundert Jahre nach seinem Erscheinen Parallelen mit der heutigen Zeit auf.
Sieben – das ist die magische und strukturgebende Zahl des über 1.000-seitigen Zauberbergs. Entsprechend gliederte sich auch die 250 qm große Ausstellung in sieben Abschnitte. Am Anfang stand dabei die Entstehungsgeschichte des Romans: Die Besucher erhielten einen Einblick in das Arbeitszimmer von Thomas Mann, gezeigt wurden u.a. auch Originalausgaben. Gemeinsam mit der Romanfigur Hans Castorp ging es dann ins Lungensanatorium des Davoser Berghofs. Die Exponate reichten von medizinhistorischen Objekten bis hin zu einem Ballkleid, einer Leihgabe des Museums, welches aber genauso gut von einer der russischen Damen der Gesellschaft, die sich im Berghof von der Tuberkulose auskurierten, hätte getragen werden können.
In ihrer Ausstellung „Extra Time“ interpretierte die britische Avantgarde-Künstlerin Heather Phillipson den Zauberberg komplett neu. Im obersten Geschoss fanden sich die Besucher in einer Art Wolkenhimmel wieder, ganz so als stünden sie auf der Spitze eines Berges. Die Szenen führten vom Aufstieg bis zum Abstieg durch alternative Arten von Zeit und Raum. Die Hauptakteure der künstlerischen Inszenierung waren dabei Krähen, die die gesamte Ausstellungsfläche bevölkerten. „Die allgegenwärtigen, aber zugleich geheimnisvollen Corviden gelten als eine der klügsten Vogelarten und werden häufig beim Lösen komplexer Probleme, beim Gebrauch von Werkzeugen, beim Spielen und bei Tricksereien beobachtet“, sagte Phillipson. „Ich betrachte meine Arbeit als begehbare Collagen, Quanten-Gedanken-Experimente und Musik. Wie alle meine Projekte verkörpert auch Extra Time diese Art des Denkens, Fühlens und Machens. Jedes Mal, wenn ich etwas kreiere, versuche ich zu vergessen, was ich vorher gemacht habe. Nichts ist begrenzt. Alles ist möglich“, so die Künstlerin anlässlich der Ausstellungseröffnung weiter.
Die in Zusammenarbeit mit dem Buddenbrookhaus entstandene Ausstellung lief vom 14.9.2024 bis 2.3.2025 und wurde begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm.